Gans

Oberpfälzisch für Anfänger II

Oberpfälzisch für Kahlfresser

Lou mi sa gilt für Eindringlinge jeglicher Art. Insbesondere für Preußen und Altbayern. Aber auch für Franken. Fremde werden in der Oberpfalz nur geduldet, wenn sie Geld einbringen oder lustig sind. Der fränkische Kahlfresser erfüllt zu seinem Glück beide Bedingungen. Regelmäßig fällt er am Wochenende wie ein Heuschreck über die oberpfälzische Gastronomie her. Weil es dort den Schweinebraten, die Knödel und das Bier um noch einen Euro günstiger gibt als in der Fränkischen Schweiz.

Mit einem Franken würde sich der Moosbüffel vielleicht sogar einmal unterhalten. Nach einer angemessenen Bedenkzeit von mehreren Seideln. Wenn der Franke nur sprechen könnte.

Sprachkenntnisse erleichtern die Integration

Der Eindringling sollte daher zumindest einige grundlegende Sprachkenntnisse besitzen. Dazu muss er aber zuallererst einmal den Puls herunterfahren. Am besten mit einem Zoigl. Sodann sollte er jedes Wort ganz langsam durchkauen und die Silben herunterschlucken. Mit noch einem Zoigl. Und schließlich muss er nur noch die Stimme in den Kehlkopf fallen lassen. Der Oberpfälzer hasst nämlich jegliche Art von Verschwendung. Auch die von Worten, Lauten und sogar Buchstaben. In seiner stoischen Genügsamkeit begnügt er sich auch verbal mit dem allernötigsten.

Der wichtigste Laut in der Oberpfälzischen Sprache ist das „ou“. Nicht auf preußische Art mit spitzer Schnute vorne im Gaumen hinaus kapriziert, sondern von ganz hinten aus der Kehle heraus gebellt. Wer nicht bellen kann, wird auch nie Oberpfälzisch lernen.

Oberpfälzisch - die Grundregeln

  1. Das „a“ wird gesprochen wie ein „o“ und auf ein „o“ folgt praktisch immer ein „u“: Aus Montag wird Mounda und aus der Maß die Mouß.
  2. Das „e“ lässt der Oberpfälzer meist gleich ganz weg und beim „ie“ tauscht er einfach die Buchstaben wie in „veia Beia“ (vier Bier).
  3. Das „t“ spricht er eher wie ein „d“, das „p“ wie ein „b“, aber immer noch einen Tacken härter als der Franke, z. B. in Schbouzn (Spotzen, Knödel) oder Schdaablz (Steinpilz).

Er verzichtet auf überflüssigen grammatikalischen Tand. Auf Fälle zum Beispiel. Die korrekte Deklination von „Hund“ auf oberpfälzisch geht so:

  • Da Hund,
  • n' Hund sei Kopf,
  • mit n' Hund Gassi gehen,
  • n' Hund füttern,
  • das Futter von n' Hund,
  • Plural: d' Hund.

Sparsam ist er auch mit Vokalen. Daher gibt es in kaum einer Sprache so viele Begriffe, die vollkommen ohne Selbstlaute auskommen wie zum Beispiel

  • Bldl (Bild),
  • Schbln (Spielen) oder
  • Zl (Ziel).

Dabei ist es wichtig, die Zunge hinten in den Gaumen zu rollen und den ganzen Mund voll "l" zu nehmen. Aber nicht ganz so voll wie der Franke.

Nachdem Du jetzt die Grundkenntnisse der oberpfälzischen Sprache beherrscht, können wir zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen übergehen. Was macht der Oberpfälzer, wenn er nicht gerade bei einem Zoigl im Wirtshaus hockt?

D'Schnäggn aaf d'Schwanz' schlong, dass niad nissern.

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