Erfolgreicher dank Intuition
Der Bewusstseinsforscher Antonio Damasio geht davon aus, dass bei über 90 Prozent aller Entscheidungen die Intuition mit im Spiel ist. Der Neurophysiologe Wolf Singer erläutert, wie man sich diesen Prozess bewusst machen kann: Man sucht nach einem bestimmten Gedächtnisinhalt, einem Wort zum Beispiel, findet ihn aber nicht. Dann vertrauen wir uns automatisch unbewussten Suchprozessen an. Diese unbewussten Abwägungsprozesse nehmen wir als „gutes“ oder „schlechtes“ Gefühl wahr.
Solche Mechanismen machen das Gehirn effizienter, denn die Kapazität des Bewusstseins ist beschränkt. Im Unterbewusstsein können sehr viel mehr Informationen verarbeitet werden.
Ohne Intuition ist das Gehirn nicht zu begreifen
Lange hat man die Intuition in der rechten, die rationale Analyse dagegen in der linken Gehirnhälfte verortet. Heute geht die Hirnforschung davon aus, dass die einzelnen Funktionen des Gehirns nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind. In unsere Denkprozesse fließen unterschiedlichste Wahrnehmungen und Gefühle ein. Auch solche, die nicht ins Bewusstsein vordringen. Diese unbewussten Phänomene bestimmen unser Denken und Handeln viel stärker, als viele Menschen wahr haben wollen. Auch ein Plan, der scheinbar auf rationaler Logik begründet ist und chaotische Faktoren aus seinen Berechnungen eliminiert, ist von subjektiven Momenten geprägt. Zum Beispiel von vagen Ängsten, die mit der Ausführung dieses Plans verbunden sind.
Machen Planspiele überhaupt Sinn?
Das logische Denken im Rahmen von Planspielen macht durchaus Sinn, selbst dann, wenn man dabei zahlreiche Faktoren eliminieren muss, weil diese zu komplex sind und nicht innerhalb begrenzter Zeit zum Ziel führen. Die Chaos-Faktoren werden also ausgeblendet, doch dadurch tritt ein paradoxer Effekt ein, so Professor Dr. Wilhelm Vossenkuhl, emeritierter Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München: “Das Risiko wird dadurch nicht etwa reduziert sondern vergrößert!“ Wir sollten uns also bei längerfristigen Entscheidungen nicht nur auf rationalisierbare Größen beschränken. Es wäre besser, wenn wir unser internes Risikofolgen-Abschätzungs-System hinzuzuziehen. [Wilhelm Vossenkuhl: Risiko Denken, riskante Gefühle, In: aviso, Zeitschrift für Wissenschaft & Kunst in Bayern, 2/2002, S. 12]
So ließen beispielsweise US-Forscher Probanden, deren Angstzentrum in Folge von Verletzungen geschädigt war, ein einfaches Gewinnspiel mit hohen Ausschüttungen spielen. In einer Kontrollgruppe spielten Menschen, deren Angstzentrum durchschnittlich entwickelt war. Die „Angstfreien“ waren im Spiel überlegen, allerdings ergab ein Abgleich ihrer Lebensläufe, dass drei Viertel von ihnen schon einmal bankrott gegangen waren. Das lässt darauf schließen, dass die fehlende Verlustangst es ihnen auch unmöglich macht, Risiken realistisch abzuschätzen. Eine intuitive bzw. emotionale Herangehensweise scheint also nötig zu sein, um ökonomisch erfolgreich zu sein.
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