Nuernberg Fuerth EisenbahnNürnberg und Fürth - die Wurzeln der Zwistigkeiten

Bis heute dauern die Animositäten zwischen den den fränkischen Nachbarsstädten an. Wer sie verstehen möchte, muss einen Blick in die Geschichte werfen: Das kleine Fürth sollte dem großen Nürnberg einverleibt werden. Betrieben wurde die Eingemeindung ausgerechnet vom damaligen Fürther Bürgermeister Theodor Kutzer, einem echten Bürokraten. Er sah den buchhalterischen Vorteil, nicht aber die Empfindlichkeiten der Volksseele

 

Mal ganz abgesehen davon, dass die Nürnberger sich damals gar nicht sonderlich daran interessiert zeigten, waren die Fürther aufs äußerste erbost und gründeten sogar eine Bürgerinitiative, den „Verein zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth". Mit 64,8 % stimmten die Fürther Bürger im Januar 1922 gegen eine Eingemeindung.

1972 im Zusammenhang mit der bayerischen Gebietsreform tauchte die böse E-Frage erneut auf und wurde wieder erfolgreich abgeschmettert. Der damalige Nürnberger Bürgermeister Andreas Urschlechter soll damals gesagt haben, er hätte nichts dagegen, wenn Nürnberg nach Fürth eingemeindet würde. Er hätte dann nur eine Bedingung: die zusammengelegten Städte müssen Nürnberg heißen.

Im Grunde reichen die Wurzeln der Zwistigkeiten zwischen den Nachbarstädten, die wie ein altes Ehepaar stets aufeinander herum hacken aber eigentlich beide doch nicht ohne den anderen können, noch viel weiter zurück. Genau genommen hätte es nämlich Nürnberg ohne Fürth nie gegeben.

Fürth war schon da und ist sogar 300 Jahre älter als Nürnberg, das vielleicht nie gegründet worden, wenn Heinrich II. nicht Fürth damals an die Bamberger Kanoniker verschenkt hätte. Nürnberg hatte einfach Glück, weil es zufällig an der gleichen Straße lag und deswegen Reichsstadt wurde, denn schließlich musste der Kaiser ja irgendwo unterkommen. Auch um den Stadtheiligen der Nürnberger ranken sich wilde Geschichten: Im Wald bei Poppenreuth soll der Eremit Sebald um 1050 gelebt haben und bei seinem Tod dort beerdigt worden sein.

Die Nürnberger raubten seine Gebeine und mit den Walfahrern, die den heiligen Sebaldus besuchen wollten, kamen der erste wirtschaftliche Aufschwung in die Stadt. Der Legendenbildung wurde ein wenig nachgeholfen. Sebald soll demnach gesagt haben: „Legt meine Gebeine auf einen Ochsenkarren. Wo der Karren stehen bleibt, da begrabt sie." Angeblich blieb er ja dort stehen, wo später die Sebalduskirche errichtet wurde. Die Fürther jedenfalls sagen bis heute: „Nicht nur die Gebeine sind in Nürnberg geblieben, sondern auch die Ochsen." Und die Poppenreuther, denen die Gebeine des berühmten Eremiten auf so schmähliche Weise abhanden gekommen waren, wollten nicht nach Nürnberg eingemeindet werden, sondern gingen lieber gleich nach Fürth.