Ping-Pong per Fingerwisch - macht uns das Internet zu sozialen Idioten?

Statistisch gesehen investieren wir inzwischen mehr Zeit in virtuelle Kontakte als in reale soziale Beziehungen. Gleichzeitig leiden viele Menschen an Vereinsamung und klagen über eine Verrohung der Gesellschaft. Besteht ein direkter Zusammenhang zwischen unseren Kommunikationsgewohnheiten und dem Abnehmen der sozialen Kompetenzen?

Verbale Inkontinenz

Wir sind praktisch rund um die Uhr online. Der Griff zum Handy ist fast schon ein Reflex. Allerorten trifft man auf rundum verkabelte Smartphone-Junkies, die sich mit Stöpseln im Ohr von ihrer Umwelt abschotten und fortwährend vor sich hin quasseln. Und dabei ungeniert alle zufällig anwesenden Mitmenschen an ihrem Mitteilungsbedürfnis teilhaben lassen – ob diese nun wollen, oder nicht.

Hypnotisiert von der Technik

Wenn sie gerade mal nicht ins Gespräch vertieft sind oder hektisch auf dem Touchscreen herumtippen, starren sie wie hypnotisiert auf ihr Display, als würde ihr Leben von der nächsten Kurzmitteilung abhängen. Das, was viele dabei allerdings verpassen, ist das wirkliche Leben und die Chance auf nette Begegnungen mit echten Menschen.

Ping-Pong per Fingerwisch

Nachrichten werden nur noch quer gelesen, Antworten eben mal flüchtig zwischen Tür und Angel hingeworfen. Auf guten Stil oder korrekte Rechtschreibung achtet dabei kaum noch jemand und natürlich gehen die Botschaften selten in die Tiefe. Missverständnisse und Irritationen sind praktisch vorprogrammiert. Doch man bemüht sich gar nicht erst um Verständigung. Bei Konflikten wird der Kontakt per Fingerwisch weggeklickt oder gleich ganz im virtuellen Mülleimer entsorgt. Gefühle kann man per SMS ohnehin nicht mitteilen.

Verkümmert die soziale Kompetenz?

Menschen haben naturgemäß das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit, doch viele verwechseln den persönlichen Austausch im Internet mit Intimität. Das Knüpfen von Kontakten ist erfreulich unkompliziert und verleitet mitunter dazu, komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen einfach durch pflegeleichte Online-Kontakte zu ersetzen. Auch Schüchternheit ist im Netz kein Handicap, doch der Mangel an echten Freunden und die Einsamkeit werden durch exzessive virtuelle Kommunikation nicht kleiner sondern oft sogar noch größer.

Soziale Fähigkeiten sind nicht gottgegeben. Man muss sie auch trainieren – im wirklichen Leben. Das Internet ist ein wunderbares Werkzeug, aber keine Lösung für Probleme…