Aktiv gegen die Wegwerfgesellschaft
In jedem deutschen Lebensmittelgeschäft wandern täglich rund 25 Kilo Müll in die Tonne. Das ergibt insgesamt etwa 12 Millionen Tonnen jährlich. Hinzu kommen jedes Jahr mehr als 80 Kilo Essens-Abfall pro Einzelperson im Wert von ca. 230 Euro. Aber nicht nur Einzelhandel und Verbraucher verursachen tonnenweise unnötigen Müll. Ein sperriges Fremdwort macht traurige Karriere - die „geplante Obsoleszenz“.
Geplante Obsoleszenz
Viele Hersteller bauen bewusst Schwachstellen in ihre Produkte ein. Diese Waren werden dann sozusagen mit Verfallsdatum ausgeliefert. Sie sind nach Eintreten des Defekts nicht mehr reparabel. Bestes Beispiel: Die Glühbirne. Die könnte nämlich beinahe ewig brennen. Wenn sich nicht das so genannte Phoebuskartell schon 1925 auf eine Begrenzung der Lebensdauer von Glühlampen auf maximal 1000 Stunden geeinigt hätte. Zugunsten höherer Verkaufszahlen.
Produziert, um vernichtet zu werden
Das Tauchen nach Müll in den Lebensmittel-Containern der Supermärkte ist sicher nicht die Lösung. Es gibt jedoch eine Menge sinnvoller Anregungen, die helfen können, Verschwendung einzudämmen. Nach wie vor wird zum Beispiel das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) häufig mit dem Verfallsdatum verwechselt. Das MHD ist aber nur eine von der Industrie selbst gesetzte Empfehlung für den Verbraucher. Lebensmittel sind meist viel länger haltbar und bei guter Organisation entstehen kaum Abfälle. Manchmal hat man aber doch zu viel des Guten in Kühlschrank und Vorratskammer gelagert, zum Beispiel kurz vor dem Urlaub. Auch diese Lebensmittel müssen nicht unbedingt im Müll landen. Sie können bei gemeinnützigen Einrichtungen sogar noch einen guten Zweck erfüllen oder einfach per Internet mit anderen geteilt werden. Zum Beispiel bei Food-Sharing-Organisationen.
Recycling: Zu wertvoll für die Tonne!
Natürlich sind der Verwertung auch Grenzen gesetzt. Nicht jedes Produkt findet einen Abnehmer oder lässt sich rückstandsfrei recyceln. Als Verbraucher sollten wir jedoch genau darauf hinwirken: Auf eine möglichst hohe Recyclingquote. Rohstoffe sind kostbar und ihre Wiederverwertung schont die Umwelt. Geradezu ideal scheint da das Konzept: Cradle to Cradle (deutsch: „von der Wiege zur Wiege“; auch: C2C). Gemeint ist, dass zwischen der Gewinnung der Rohmaterialien und deren Entsorgung im Idealfall keinerlei schädliche Umwelteinflüsse auftreten sollen.
Abfall schon bei der Produktion vermeiden!
Warum nicht gleich so produzieren, dass dabei gar nicht erst Müll entsteht? Dazu müssten allerdings etliche Produktions-Abläufe neu erfunden werden. Und das Prinzip lässt sich natürlich nicht auf alle Produkte anwenden. Auf viele jedoch ohne allzu großen Aufwand: Ein sinnvolles Cradle-to-Cradle-Produkt ist zum Beispiel das T-Shirt, das nachhaltig hergestellt wird und nach Gebrauch rückstandsfrei kompostiert werden kann. Der in sich geschlossene Produkt-Kreislauf wird vom Ende her betrachtet. Wichtig ist, was dabei raus kommt - unter dem Aspekt der Ökobilanz. Die Ressourcen bleiben erhalten, Energie wird möglichst effizient genutzt. Auch bei den einzelnen Fertigungsschritten wird kein „Abfall“ produziert, sondern nur Teilprodukte, die ihrerseits wieder verwertbar sind.
Reparatur statt Wegwerf-Kultur
Reparieren macht nicht immer Sinn. Leider. Bei den Methusalems unter den technischen Geräten wird eine Reparatur kaum lohnen. Zum Beispiel uralte Kühlschränke. Sie wurden längst von neueren Standards abgelöst mit erheblich besserer Energie-Effizienz. Viele andere Geräte können jedoch mit dem richtigen Knowhow ohne großen Aufwand wieder instand gesetzt werden.
Wie viele Dinge landen achtlos in dunklen Abstellkammern und werden irgendwann ganz entsorgt? Und das oft nur, weil sie eine kleine Macke haben. Heute wird wieder repariert, was das Zeug hält: Repair Cafés sprießen wie Pilze aus dem Boden. Sie sind meist an so genannte FabLabs (von engl. fabrication laboratory, deutsch: Fabrikationslabor) angeschlossen. Diese offenen Werkstätten sind technisch professionell ausgestattet und haben noch einen großen Vorteil: Das gemeinsame Tüfteln bringt Junge und Alte zusammen: Jugendliche verwirklichen dort zusammen mit passionierten Hobby-Bastlern teils sehr anspruchsvolle Projekte.
Gebrauchte Waren sinnvoll umverteilen
Wer überflüssige Dinge nicht länger auf dem Dachboden verstauben lassen möchte, kann heute unter vielen Anlaufstellen für gebraucht Waren wählen. Neben den klassischen Second-Hand-Läden gibt es inzwischen auch so genannte Umsonstläden. Dort wird alles noch irgendwie Verwertbare entgegen genommen - von Klamotten bis zu Haushaltsgegenständen. Die Besucher dürfen Brauchbares für den Eigenbedarf umsonst mit nach Hause nehmen. Auch im Internet gibt es zahlreiche Plattformen für gebrauchte Gegenstände. Das ist gut, denn wer gebraucht kauft, schont Ressourcen, hilft Energie einsparen und vermeidet unnötigen Produktionsaufwand und Transportwege.
Abfall vermeiden, Ressourcen schonen - Politik mit dem Einkaufskorb
Wir können als Verbraucher bei den allermeisten Produkten mit unserem Einkaufskorb politische Zeichen setzen. Zum Beispiel auch durch „Precycling“. Gemeint ist der Verzicht auf Verpackungsmaterialien um den Müll, der durch Tüten, Schalen und Folien entsteht, zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren. In einigen Geschäften ist das Konzept heute schon Realität: Kunden bringen eigene Behälter für Obst und Gemüse und natürlich Taschen oder Körbe selbst mit. Das hat einen weiteren großen Vorteil: Es werden keine überflüssigen Waren eingekauft, denn die Standard-Verpackungs-Einheiten sind für die meisten Haushalte ohnehin zu groß – die Verschwendung ist programmiert.