Hate Speech - es gibt eine Steigerung zur Respektlosigkeit
Freie Meinungsäußerung ist die eine Seite der Medaille, Respektlosigkeit, Hass und Hetze die andere. Hassreden gehören heute zu den Problemen, mit denen wir uns im Umgang mit dem Internet regelmäßig auseinandersetzen müssen. Einzelne Personen oder ganze Gruppen von Menschen werden dort in respektloser und herabsetzender Weise beschimpft und beleidigt, diskriminiert und ausgegrenzt.
Hate Speech zielt häufig auf Eigenschaften wie Hautfarbe, Herkunft oder Religion ab. Sie verletzt bewusst Würde und Rechte anderer Menschen und wird ganz gezielt eingesetzt, um diese einzuschüchtern. Das Schlimme daran ist, dass die verbalen Attacken ihre Wirkung auch dann entfalten, wenn man beschließt, sie zu ignorieren. Gerade dann.
Bleiben solche Angriffe unwidersprochen im Raum stehen, werden Fakten geschaffen. Die Empörung über solche Grenzverletzungen flacht mit der Zeit ab. Wir gewöhnen uns mit der Zeit daran. Bis vor kurzem noch Verpöntes erhält so schleichend den Status der Normalität.
Gespräche, bei denen es Gewinner und Verlierer gibt, sind nicht von Respekt gegenüber den jeweils unterschiedlichen Standpunkten getragen. Das gilt auch für etliche TV-Formate, die vorgeben, eine Diskussion zu führen, aber letztlich ihre Gäste instrumentalisieren, indem sie sie gegeneinander aufstellen und sie dann vorführen. Eine Debatte ist kein Duell, aus dem Sieger und Besiegte hervorgehen.
Hate Speech schadet unserer freien und demokratischen Gesellschaft, indem sie diese spaltet: Bestehende Aggressionen werden dadurch immer weiter aufgeschaukelt. Einander entgegenstehende Pole im politischen Spektrum suchen nicht mehr nach Kompromissen oder einem Konsens. Sie verhärten sich. Sie werden immer extremer und die Konflikte entladen sich irgendwann nicht mehr nur in Worten, sondern in konkreten Taten. Deswegen müssen wir uns aktiv gegen Hasstiraden im Internet zur Wehr setzen.
Hate Speech auf sozialen Netzwerken
Hate Speech ist inzwischen vor allem auf sozialen Netzwerken eine lästige Plage. Insbesondere junge Menschen sind davon betroffen: Laut einer repräsentativen Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen Anfang 2019 wurden 85 Prozent der 14- bis 24-Jährigen schon einmal damit konfrontiert. Immerhin 63 Prozent aller Befragten findet es persönlich nicht in Ordnung, Hasskommentare, die sich nicht gegen die eigene Person richten, zu ignorieren. Doch wenn es tatsächlich zu öffentlichen Diskussionen im Netz kommt, beteiligt sich weniger als ein Zehntel häufig oder sehr häufig daran. Etwa ein Drittel der Befragten hat sogar schon beschlossen, aus Angst vor Beleidigungen nichts mehr online zu stellen.
Die Studie ergab auch, dass praktisch alle Nutzer (98 Prozent) Beleidigungen, Beschimpfungen und Falschinformationen, so genannte "Fake News", entschieden ablehnen. Die Betreiber der betroffenen Webseiten wie beispielsweise Facebook nehmen das zwar zur Kenntnis, greifen aber nur halbherzig in das Geschehen ein. Angesichts der Tatsache, dass sie nicht einmal die permanenten Datenschutz-Probleme in den Griff bekommen, fällt es ohnehin schwer, ihren diesbezüglichen Verlautbarungen Glauben zu schenken. Dies alles führt dazu, dass die positive Stimmung gegenüber sozialen Netzwerken deutlich nachlässt.