Respekt: Problematische Vorbilder am Beispiel Rapperszene
In den Massenmedien ist die verbale Hemmschwelle nicht zuletzt dank Dieter Bohlen und ähnlich problematischen Vorbildern extrem niedrig. Um nicht zu sagen unterirdisch, also im Hinblick auf Respektlosigkeiten kaum noch zu unterbieten. Dieter Bohlen, diverse Comedians und TV-Größen wie Jan Böhmermann (Link zum Video: Erdoğan Schmähgedicht), sowie praktisch alle Protagonisten der Rapperszene haben sich den Tabubruch äußerst medienwirksam auf die Fahnen geschrieben. Das verbale Niveau ist inzwischen so weit gesunken, dass es Jugendlichen heute kaum noch gelingt, ihre Umwelt ernsthaft zu schockieren. Respektlose Sprache hat Kultfaktor. Respektlosigkeit wird von den Mainstream-Medien, aber vor allem auch im Internet mit Aufmerksamkeit belohnt.
Tabubruch als Stilmittel
Grenzüberschreitungen verkaufen sich gut, ob im TV, im Internet oder in der Rapmusik. Bushido tut sich beispielsweise in seinem Song „Stress ohne Grund“ mit respektlosen Sprüchen gegen Politiker, Promis und Schwule hervor (Songtext zu „Stress ohne Grund“ ft. Bushido).
Er textet unter anderem:
„Ich schieß' auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“ und „Yeah, fick' die Polizei − LKA, BKA“.
Kollegah und Farid Bang verletzen Tabus, indem sie sich zum Beispiel ohne jeden Respekt in ihrem Song „0815“ über Auschwitz-Insassen äußerten (Songtext zu „0815“). Sie verkaufen mit dieser Masche Hunderttausende Albenverkaufen mit dieser Masche Hunderttausende Alben. Sie wurden dennoch 2018 für den Musikpreis „Echo“ nominiert. Die Verleihung wurde von vielen anderen Musikern boykottiert. Es blieb aber dabei. Trotz der Antisemitismus-Kritik. Das entschied der unabhängige Ethik-Beirat des Bundesverbands Musikindustrie (BMI), sprach aber ausdrücklich von einem "absoluten Grenzfall".
Rap - soll man respektlose Texte verbieten?
Strafen, Zensur oder Verbote haben, wie man aus anderen Bereichen weiß, bei verbalen Grenzverletzungen oft den gegenteiligen Effekt: Jugendliche finden die Musik unter Umständen noch viel attraktiver, wenn sie den Charme des Verbotenen hat. Sie kennen solche Texte in und auswendig und sie provozieren damit.
Rap profiliert sich durch Härte. Rap macht auf sich aufmerksam durch Respektlosigkeit und Provokationen und durch das Brechen von Tabus. Rapper übertrumpfen sich regelrecht gegenseitig mit Provokation und Respektlosigkeit. Und fordern gleichzeitig vehement Respekt für ihre eigene Lebensform ein.
Mit anderen Worten: Sie verletzen die Normen und Werte der Gesellschaft, fordern diese dann aber für sich ein. Gutheißen können wir das nicht. Wie sollen wir also damit umgehen?
Stellung beziehen!
Wir müssen Respektlosigkeit nicht tolerieren. Wir sollten jedoch angesichts von Respektlosigkeiten ganz klar Stellung beziehen. Gerade im Umgang mit der Rap-Kultur und mit anderen kulturellen Phänomenen, die durch Respektlosigkeit provozieren, ist eines besonders wichtig:
Wir sollten solche gesellschaftlichen Strömungen immer ernst nehmen! Vor allem im Hinblick auf die politischen Themen, die dort angesprochen werden. Es geht dabei um Themen, die für unsere Gesellschaft bedeutsam sind:
Um die Schwierigkeiten bei der Integration, um Migration und Flucht, um Armut und Depression. Und um Gewalt.
Rap ist eine Konfliktkultur, sucht den Streit, will anecken. Wir sollten die Inhalte aufnehmen und diskutieren. Eine freie demokratische Gesellschaft tut gut daran, ihre Werte immer wieder zu hinterfragen, darüber und vor allem dafür zu streiten und sie manchmal auch neu zu definieren.