Counter speech

Counter Speech – die Kunst der Gegenrede

Die einzig wirksame Antwort auf verbale Respektlosigkeiten, auf Hate Speech, ist Counter Speech. Das bedeutet sinngemäß „aktive Gegenrede“ und bezeichnet die angemessene Reaktion auf herabwürdigende verbale Angriffe, gezielt gestreute Vorurteile und Falschinformationen. Dabei sollte vor allem sachlich argumentiert werden. Humor ist jedoch erlaubt und sogar erwünscht. Allerdings darf der Gegenredner sich nicht von starken Emotionen wie Ärger und Wut dazu hinreißen lassen, selbst ausfällig oder beleidigend zu werden. Das entwertet sein eigenes Verhalten und seine Argumente.

Wer Respektlosigkeiten und Hasstiraden von sich gibt, ist meist gar nicht offen für Argumente, für eine echte Diskussion. Deswegen richtet sich die Gegenrede gar nicht so sehr unmittelbar an denjenigen, der Hate Speech oder Fake News verbreitet, sondern vielmehr an die Mitleser. Insbesondere an die, die noch zugänglich sind für Argumente. Man kann auf diese Weise auch demonstrieren, dass von Respektlosigkeiten und Abwertungen, Beleidigungen und Diffamierungen betroffene Menschen in unserer Gesellschaft Beistand erhalten und mit Solidarität rechnen können. Das wir das nicht einfach hinnehmen, tolerieren, akzeptieren. Wenn man die Möglichkeit dazu hat, sollte man das auch tun.

Counter Speech ist zudem ein starkes Ausdrucksmittel, um all die positiven Aspekte unserer Lebenswirklichkeit abzubilden und für unsere gemeinsamen Werte, für Vielfalt, Menschenrechte und eine offene Gesellschaft einzutreten.

[Bild: Willow Brugh, Counter Speech]

Respektloser Sprache aktiv entgegentreten!

Respektlose Sprache hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf die unmittelbar Betroffenen, sondern vor allem auch auf alle passiven Beobachter, Zuhörer bei politischen Demonstrationen beispielsweise oder Mitlesende im Internet.

Die Wahrnehmung der Meinungshoheit in einer Gruppe oder in der Gesellschaft wird durch die sehr aktiven Populisten verzerrt: Hassredner tun so als wären sie eine sehr große und schlagkräftige Mehrheit, obwohl es sich in Wirklichkeit meist nur um eine kleine, aber sehr aktive Gruppe von Personen handelt.

Die Folgen: Zum einen ziehen sich Andersdenkende aus politischen Diskussionen zurück. Sie überlassen den aggressiven Schreihälsen das Feld. Zum anderen erleiden die Opfer von Hate-Speech-Attacken starken emotionalem Stress, bis hinzu Depressionen. Wir sollten daher - gerade auch im Internet - nicht immer auf Maßnahmen des Staates oder der Webseiten-Betreiber warten, sondern selbst handeln:

Wir sind im wirklichen Leben aufgerufen, Menschen beizustehen, die unsere Unterstützung brauchen. Wir sollten dies auch in der virtuellen Welt tun. Wenn also zum Beispiel einer unserer Freunde auf Sozialen Netzwerken von respektloser Sprache betroffen ist, sollten wir uns schützend vor das Opfer stellen. Wir können aktiv etwas tun:

Wir können die Verachtung, Entwürdigung, Beleidigungen frei von Aggression sachlich und nüchtern offenlegen. Das ist zugleich eine sehr befreiende Erfahrung. Ähnliches gilt, wenn man mit Fake News konfrontiert wird: Auch hier sollte man die Nachricht auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen und dann die tatsächlichen Zusammenhänge rational und pragmatisch richtig stellen.