ErdkugelNürnberg: Erdkugel, Eisenbahn und elektrische Straßenbeleuchtung

Den Globus haben die Nürnberger 1492 erfunden. Zufällig genau in dem Jahr als Christoph Kolumbus Amerika entdeckte. Er dachte, er wäre in Indien gelandet. Mit der Erdkugel von Martin Behaim wäre er allerdings auch nicht viel besser dran gewesen. Amerika war nämlich damals auf den Landkarten noch gar nicht verzeichnet.

Die Menschen im Mittelalter waren nicht nur global etwas desorientiert, sondern auch ziemlich zeitlos. Und weil sich Peter Henlein jedesmal ärgerte, wenn die Kollegen zu spät zum Meeting kamen, erfand er 1510 das Nürnberger Ei - die bis dahin kleinste Uhr der Welt. Das Nürnberger Ei war eigentlich rund und hieß auch nur deswegen Ei, weil Ührlein auf fränkisch wie Eilein klingt. Kaum zu glauben, aber ohne die findigen Nürnberger gäbe es keinen Kompass, keine Klarinette und keine Fotografie, keinen Trans-Rapid in Shanghai und auch kein MP3.

Auch die erste deutsche Eisenbahnstrecke für den Personen- und Güterverkehr geht auf das Konto der Nürnberger. Sie wurde 1835 mit Dampfkraft und viel Gedöns in Betrieb genommen. Ausgerechnet nach Fürth fuhr der Adler damals. Kein Wunder, dass das Angebot so schlecht angenommen wurde.

Bei der ersten vollautomatisierten U-Bahn hat man schon dazu gelernt. Die fährt seit 2008, aber erst mal nur in Nürnberg. Ein bisschen unheimlich ist das schon - so ganz ohne Führer. Die Bahn wird nämlich von einem Computer gesteuert. Da kann man nur hoffen, dass das Betriebssystem nicht von Microsoft ist. Und weil uns das gar nicht geheuer ist, hat die VAG eigens Mitarbeiter zur psychologischen Betreuung der Fahrgäste ausgebildet, wo sie doch eigentlich Personal einsparen wollte. 600 Millionen Euro hat die Bahn gekostet. Also etwa soviel, wie 100 U-Bahn-Fahrer in 200 Jahren nicht verdienen.

Wo die Nürnberger vor über 200 Jahren auch schon wieder die Nase vorne dran hatten, das war die erste dauerhaft installierte elektrische Straßenbeleuchtung. Sie müssen sich das mal vorstellen: Überall in Deutschland stockdunkle Nacht, nur Nürnberg war hell erleuchtet. Während der Rest der Republik noch mit Kienspan und Funzel hantierte, flanierte der Nürnberger dank Sigmund Schuckert schon 1875 elektrisch illuminiert durch die nächtliche Altstadt.

Und weil man auf so einem Spaziergang im Winter nicht dauernd Hustensaft mit sich herumtragen kann, kam der Nürnberger Apotheker Dr. Carl Soldan 1923 auf die Idee, Eukalyptus und Menthol einfach in Bonbons zu verpacken. Das war die Geburtsstunde des weltberühmten Em-Eukal - „nur echt mit der Fahne"®, Es wurde sogar bis in die 50er Jahre hinein von Ärzten auf Rezept verordnet und wer hat's erfunden? Ein Nürnberger.

Anscheinend waren waren kratzende Hälse und Triefnasen damals in Nürnberg ziemlich verbreitet, denn auch das Tempo wurde wenig später in Nürnberg patentiert. Den weltweiten Siegeszug des Papiertaschentuchs aus reinem Zellstoff seit 1929 haben wir dem Herrn Oskar Rosenfelder, einem Mitarbeiter der Vereinigten Papierwerke, zu verdanken.

Aber die Bratwurst können die Nürnberger eben auch und zwar besonders gut. Viel besser als die Münchner ihre Weißwurst. Die Münchner Weißwurst ist nämlich jüngst vor dem Patentamt gescheitert. Die „Original Nürnberger Rostbratwurst" ist dagegen seit 2005 als geografische Herkunftsbezeichnung von der EU-Kommission geschützt. Nur Bratwürste, die im Stadtgebiet von Nürnberg und nach festgelegter Rezeptur gefertigt werden, dürfen diesen Namen tragen. Und wieder hat Nürnberg die Nase vorn!