Nürnberger Pranger: Drakonische Strafen im Mittelalter
Zimperlich war man im Mittelalter nicht. Zu den harmlosesten Strafen gehörte damals noch das Kitzeln: Der Delinquent wurde auf ein Brett gelegt, festgebunden und dann vom Scharfrichter mit einer Feder an den Fußsohlen gekitzelt.
Nicht ganz so lustig war dagegen der Pranger. Aber auch da war Nürnberg wieder einmal besonders progressiv: Es gab neben dem Hauptpranger und dem Bauernpranger sogar einen eigenen Frauenpranger. Frauen genossen außerdem das Privileg, dass sie ihr Gesicht verhüllen durften. Immerhin...
Volksbelustigung am Hauptmarkt
Je nach Straftat mussten die Angeprangertern unterschiedlich lange ausharren. Sie bekamen ein Schild umgehängt, auf dem geschrieben stand, was sie verbrochen hatten. Das war aber nicht wirklich schlimm, weil damals sowieso keiner lesen konnte. Außerdem durften die Passanten sie mit Abfall bewerfen. Ein guter Grund, gelegentlich über den Hauptmarkt zu schlendern. Steine werfen, schlagen und treten war jedoch verboten.
Das Diensttagebuch eines Henkers
Die Chancen, die Prozedur am Pranger zu überleben, standen also gar nicht mal so schlecht. Pranger gab es nur für leichte Straftaten wie Liederlichkeit und Betteln. Schwerwiegendere Vergehen wurden durch Erhängen geahndet. Hängen war für die Obrigkeit schlicht die kostengünstigere Lösung - im Gegensatz zur Verbrennung. Ins Gefängnis kam man ohnehin nur, wenn es sich für die Stadt rechnete. In den Kerker brachte man beispielsweise Schuldner. Allerdings nur dann, wenn die Aussicht bestand, dass sie ihre Schulden auch wirklich tilgen konnten. Auch Geiseln, die in der Schlacht gefangen genommen worden waren, genossen dieses Privileg - bis zur Zahlung eines Lösegelds.
Und damit das alles mit rechten Dingen zugeht, führte unser Nürnberger Scharfrichter und oberster Folterknecht sogar ein Diensttagebuch. Darin kann man bei einer Besichtigung seine ehemalige Dienstwohnung im Henkerturm am Trödelmarkt heute noch schmökern.