Oberpfälzer

Der Moosbüffel – eine Charakteristik der oberpfälzischen Wesensart

Die Wesensart des Oberpfälzers gehört zu den wenigen Gebieten, an das sich die Ethnologen bis heute noch nicht heran gewagt haben. Aus gutem Grund. Das unerforschte Territorium des oberpfälzischen Naturells ist nämlich ebenso steinig wie die Oberpfälzer Natur selbst. Der Moosbüffel heißt Moosbüffel, weil er aus dem Wald kommt und dort außer Moos nichts los ist. Die Steinpfalz ist dabei der bis heute ursprünglichste Teil der Oberpfalz. Der Name rührt daher, dass die Bauern dort jedes Jahr wieder in mühseliger Kleinarbeit die Steine aus dem Acker holen. Wenn die Steinpfalz an etwas reich sind, dann an Wald und an Steinen. Daher auch die Bezeichnung Steinwald.

Die Steinpfalz

Die Steinpfalz liegt am Ende der Welt. Dort, wo einst im Norden der Osten und im Osten die Tschechoslowakei lag. Niemandsland. Zonenrandförderungsgebiet. Nur dass die Zonenrandförderung inzwischen auch weggefallen ist. Wer in der Steinpfalz lebt, stößt unweigerlich auf große philosophische Fragen. Zum Beispiel auf die, ob die Steinpfalz auf dem gleichen Planeten beheimatet ist wie der Rest der Welt. An kulturellen Errungenschaften hat die nördliche Oberpfalz jedenfalls nicht allzu viel zu bieten. Außer beispielsweise das Resl von Konnersreuth und das tiefste Bohrloch der Welt.

Oberpfalz - Wesensart und Weltbild

Der Moosbüffel heißt auch deswegen so, weil er einfach stur ist. Er hat einen festen Standpunkt und beharrt hartnäckig darauf. Versuchen Sie doch einmal, einen ausgewachsenen Büffel von der Weide zu schieben. Der Oberpfälzer selbst bezeichnet sich gerne als „Grattler". Das ist eigentlich unübersetzbar, bedeutet aber im Wesentlichen so viel wie mürrisch oder grantig. Der Oberpfälzer schimpft nämlich gerne. Zum Beispiel auch über seine Heimat. Das gehört für ihn zum guten Ton. Aber weil er zugleich ein treuer und bodenständiger Zeitgenosse ist, bleibt er doch immer tief in ihr verwurzelt.

"Mia san mia, san härter wie die Stier, san härter wie die Bam, weil ma Oberpfälzer san."

Neuem gegenüber ist er grundsätzlich erst einmal misstrauisch. Er schaut halt etwas länger. Das liegt an seiner Geschichte. Die Oberpfalz war immer nur ein Anhängsel irgendwelcher mächtigen Völker. Deswegen hat der Oberpfälzer bis heute eine ausgeprägte Reserviertheit gegenüber allen Fremden kultiviert. Zusammen mit den Seinen ist er nämlich gar nicht so ungesellig. Ja, er kann sogar regelrecht freundlich und umgänglich sein. Vor allem aber ist er direkt gerade heraus und bescheiden. Protzerei und Großmannssucht liegen ihm gar nicht. Die findet er schlichtweg widerwärtig. Deswegen ist auch sein Verhältnis zu den Altbayern ziemlich schwierig. Aber zum Glück halten es die „Trachtenwadlstrumpffaschisten" (Eckhard Henscheid) selten lange in der Oberpfalz aus.

Hart, aber herzlich

Eine Beziehung der besonderen Art pflegt der Oberpfälzer seit jeher auch zu seinen unmittelbaren Nachbarn - den Franken. Zu den absoluten Highlights eines ansonsten recht schnöden Teenager-Daseins in der Oberpfalz gehörten jedenfalls auch die regelmäßigen Prügeleien anlässlich der Kirchweih-Veranstaltungen an der fränkisch-oberpfälzischen Landesgrenze. Dort schlugen sich nämlich die Vertreter der beiden indigenen Volksstämme traditionell gegenseitig die Köpfe mit Maßkrügen ein. Dieses althergebrachte Brauchtum wird heutzutage nur noch verbal gepflegt. Zum Beispiel anlässlich der Fastnacht in Franken.

Verbal hat der Oberpfälzer einen Punch wie Mike Thyson. Er gilt daher nach wie vor als gefürchteter Gegner bei den geistig etwas schwerfälligeren Franken. Wenn er sich nämlich einmal entschlossen hat, den Mund aufzumachen, nimmt er kein Blatt vor den selbigen. Diplomatie oder gar Galanterie sind nicht sein Ding. Er liebt viel mehr die derbe Despektierlichkeit. Der Oberpfälzer hat außerdem jede Menge Spaß an allem Absurden, Hintersinnigen und Skurrilen. Sein Humor ist waffenscheinpflichtig und hat immer ein wenig den Beigeschmack der Brunnenvergiftung. Schonungslos hinterfotzig, durchtrieben und treffsicher schwingt er des Goislschnäial (die Peitschenschnur). Hart, aber immer herzlich.