Totenbrett

Liebe bis in den Tod – Sagen und Legenden aus der Oberpfalz

Untröstlich war ein Bauernmädel aus Neuenhammer. Sie hatte sich unsterblich in einen feschen Dorfburschen verliebt, aber das Schicksal wollte es nicht: Der Auserkorene starb. Das Mädchen trauerte und verbrachte viele Stunden am Grab des Geliebten. Eines Tages, als sie länger als sonst schon auf dem Friedhof verweilte, öffnete sich plötzlich der Sargdeckel. Der Tote sprang heraus. Er war stinksauer und packte das Mädel am Nacken, damit sie ihn endlich in Ruhe ließ. Erst als der Pfarrer den Toten neu aussegnete, fand er seine Totenruhe wieder und das Mädel bald darauf einen neuen feschen Dorfburschen.

Steht‘s auf, Kameraden!

An all die längst Verstorbenen erinnern auch die Totenbrettlein an Feld- und Wiesenrainen. Die darf man nicht entweihen, wie es einst in Waldkirch ein dummes Bäuerlein getan hat. Er riss das Totenbrett aus der Verankerung und legte es auf sein Feld, um die Krautwürmer fernzuhalten.

Von Stund‘ an erschien ihm Nacht für Nacht der Tote und beklagte sich über den würdelosen Frevel. Vier Nächte litt der Bauer Höllenqualen. Dann endlich brachte er das Totenbrett dorthin zurück, wo er es hergenommen hatte und auch dieser Tote fand endlich seine Ruhe. Die Würmer allerdings haben der Saat auf dem Feld des Bauern den Garaus gemacht.

Nicht viel besser erging es einem Bärnauer, der nach einem Wirtshausbesuch an Totenbrettern vorbei torkelte, die auf dem Boden lagen. In seinem Vollrausch grölte er lautstark:

Steht‘s auf, Kameraden, wenn‘ts Kameraden zu mir seid‘s!“

Da stellten sich die Totenbretter auf und umzingelten ihn. Er wurde schlagartig wieder nüchtern und bleich vor Schreck. Er versprach, drei heilige Messen für die Verstorbenen lesen zu lassen. Da gaben die Totenbretter den Weg frei, doch den Bärnauer ereilte kurz darauf eine schwere Krankheit, die ihn viele, viele Jahre lang ans Bett fesselte.