Die weiße Frau - Sagen und Legenden aus der Oberpfalz
Das Leben in der Oberpfalz war nie ganz einfach, doch das Dasein eines oberpfälzischen Burgfräuleins im Mittelalter muss wirklich hartes Brot gewesen sein. Zum Beispiel das von Fräulein Kunigunde, der Witwe des Grafen Otto vom Orlamünde, eine geborene von Leuchtenberg.
Kunigunde von Orlamünde und der schöne Albrecht
Auf einer Burg hatte man damals ohnehin nicht viel Spaß: Der eisige böhmische Wind zog durch alle Ritzen und es war sogar noch langweiliger als heutzutage im Corona Lockdown.
Weil es noch nicht einmal Flachbildfernseher oder Internet gab. Es ist also kein Wunder, dass, Fräulein Kunigunde sich riesig über den Besuch des umwerfend charmanten Albrecht freute, der ihr Herz ein wenig aufwärmte. Albrecht, genannt „der Schöne“, war der Burggraf von Nürnberg. Seine Eltern lehnten die Verbindung mit einer oberpfälzischen Dorfpomeranze rigoros ab und er wusste nicht so recht, wie er das seiner Holden beibringen sollte.
Er druckste ein wenig herum, ganz so wie Männer das in solchen Situationen gerne tun, und sagte schließlich:
„Ich würde dich ja gerne heiraten, wenn mir nicht diese vier Augen im Wege stünden!“
Fräulein Kunigunde war überaus schön. Sie dachte, Albrecht hätte ihre beiden Kinder gemeint. Die mussten alsbald ihr Leben lassen. Von ihrer eigenen Mutter der Liebschaft wegen gemördert. Auch der Burggraf von Nürnberg fand das ziemlich krass und suchte spornstreichs das Weite.
Kunigunde erkannte, dass sie alles verloren hatte und pilgerte nach Rom, um dort wenigstens die Vergebung für ihre Sünden zu erlangen. Welche ihr der Papst auch prompt gewährte. Sie rutschte auf Knien zurück in die Heimat. Beim Kloster Himmelkron, wo ihre Kinder begraben lagen, starb Kunigunde vor Erschöpfung. Ihre arme Seele geistert bis heute als Weiße Frau durch die Oberpfalz und kündigt den Hohenzollern, den Nachkommen Albrechts, bevorstehendes Unglück an.
"Gehüllt in weiße Witwentracht,
Im weißen Nonnenschleier,
So schreitet sie um Mitternacht
Durch Burg und Schlossgemäuer."
(Christian Graf zu Stolberg).