Klopapier

Wer hat Angst vor der Krise? Vorbereitungen auf den Tag X

Die Medien haben ein Lieblingsthema: Die Krise. Fast alle anderen Themen halten sich vielleicht zwei, drei Tage und verschwinden dann heimlich, still und leise wieder aus den Schlagzeilen. Die Halbwertszeit einer Nachricht wird seit Jahrzehnten immer kürzer. Nur die Krise hält sich hartnäckig. Sie ist dankbar, denn sie nimmt immer wieder neue Formen an: Kommt jetzt der Finanzcrash? Oder doch gleich die nächste Pandemie?

Krise hat Gänsehautfaktor

Krisen schüren die allzu menschliche Sucht nach Aufregendem, Besonderen und Unerhörten. Die Bedrohung ist unsichtbar und unheilvoll. Sie liefert den Stoff für einen echten Thriller und diesmal sind wir mitten drin. Menschen frönen genussvoll der Endzeitlust. Sie horten Konserven und mutieren über Nacht zu passionierten Hobbygärtnern. Selbstversorgung und Survival Training gehören neuerdings zum angesagten Lifestyle. Infiziert vom Krisen-Virus halten es offenbar viele für möglich, dass sie demnächst auf der Suche nach Essbarem durch die Wälder streifen werden. Mal abgesehen davon, dass sie sich dort wahrscheinlich gegenseitig auf die Füße treten werden, steigt das Risiko von Pilzvergiftungen dramatisch an.

Gold, Waffen und Konserven

Nur wenige outen sich als Endzeit-Jünger. Es sind immer die anderen. Dubiose Bekannte, die angesichts der drohenden Apokalypse hamstern und horten. Aber warum? Haben die nun mehr Angst vor der Krise oder vor der Blamage, wenn der Weltuntergang wieder nicht stattfindet?

Klopapier und Trockenhefe, Nudeln und Konservendosen, Reis, Gewürze und Schokolade... Prepper und Weltuntergangs-Propheten geben konkrete Empfehlungen für den Ernstfall: „Gold, Waffen und Konserven".

Waffen?

Na ja, man muss doch das Gemüse im Schrebergarten vor plündernden Vandalen schützen!

Knabbern an Goldbarren schadet den Zähnen

Die makabre Lust an der Krise bewegt sich meist auf dem Niveau billig produzierter B-Movies. Weil die Anzahl der Konserven endlich ist. Weil möglicherweise weder Strom zum Erhitzen der Dose noch für den Betrieb des E-Dosenöffners da ist. Weil Sie die Nudeln roh lutschen müssen. Weil Sie aller Wahrscheinlichkeit nach keine Nahkampf-Ausbildung oder Erfahrung in der Guerilla-Kriegsführung mitbringen. Keine einschlägigen Vorkenntnisse im Umgang mit marodierendem Mob und hungrigem Pöbel. Weil es auf Dauer schädlich für die Zähne ist, an Goldbarren zu knabbern. Und wozu brauchen Sie eigentlich Benzin? Sie werden vermutlich wenig Freude daran haben, während des Ausnahmezustands einen Ausflug zu machen. Falls Ihr Auto dann noch fahrbereit vor der Haustür steht…

Krise ist immer

Genießen Sie einfach das Leben! Jetzt. Pflegen Sie Ihre Gesundheit und Ihre Freundschaften. Das geht auch mit Abstand und Maske. Dann kriegen Sie vielleicht im Notfall auch was von den gehorteten Vorräten ab...