Weihnachten, das Fest der Liebe - traditionell feiern oder boykottieren?
Weihnachten steht vor der Tür. Alle Jahre wieder stellt sich für viele Menschen die Frage: Kann man den ganzen Rummel nicht einfach ignorieren? Die meisten können es nicht. Sie machen dann eben doch mit – wegen der Kinder, der Familie oder weil es einfach zur Tradition gehört.
Weihnachten beginnt im August
Jedenfalls in Nürnberg. Im August nehmen die Lebkuchenbäcker ihr Handwerk wieder auf: Die ersten Schwaden der süßlichen Gewürzmischungen ziehen durch die Stadt – bei 30° im Schatten. Im September beglücken uns die Discounter bereits mit einem reichhaltigen Sortiment an Weihnachtsgebäck und Glühwein. Die ersten üppigen Weihnachtsdekorationen in den Einkaufszentren konnte man diesmal schon Anfang November bestaunen und nach dem ersten Adventssonntag werden wir auf Schritt und Tritt von lieblichen Weihnachtsklängen verfolgt. Bis zur letzten Sekunde vor dem Weihnachtsfest will uns die glitzernde Konsumwelt verlocken, unsern Mitmenschen noch schnell etwas ganz besonders Gutes zu tun. Gut heißt in dieser Sprache schlicht teuer. Spendenaufrufe flattern in unseren Briefkasten und die lieben Nachbarn überbieten sich gegenseitig mit Weihnachtsmännern, Christbäumen und Leuchtorgien in den Fenstern und Gärten.
Konsumterror, Kaufzwang und Kitsch
Die Geschenkeschlacht beginnt. Die meisten Deutschen kaufen ihre Gaben erst kurz vor dem Fest. Um dem Stress so schnell wie möglich zu entrinnen und weil man nicht mit leeren Händen da stehen möchte, wird auch so manches überflüssige Stück gekauft, das einem eben mal so in die Hände fällt.
Harmonie unterm Weihnachtsbaum
Auch wenn sich viele immer wieder vornehmen, die Feiertage diesmal ganz anders zu gestalten, feiern die meisten dann doch wieder gemeinsam mit der Familie unterm Weihnachtsbaum. Sie packen Geschenke aus, essen Bratwürste und Plätzchen. Sie trinken Punsch und wünschen sich vor allem eines: ein harmonisches Fest. Doch gerade die hohen Erwartungen führen immer wieder zu Frustrationen und Streit.
Kann man dem Weihnachtsstress entrinnen?
Ja, man kann – zumindest weitgehend. Man kann sich dem Konsumzwang entziehen, indem man die vorweihnachtlichen Aktivitäten auf ein absolutes Minimum beschränkt. Man kann unter Erwachsenen Vereinbarungen treffen, sich gegenseitig nichts zu schenken und man muss nicht jede Einladung annehmen oder mit dem schönsten Baum und der üppigsten Dekoration brillieren. Dieses Jahr wird ohnehin der nachhaltige Weihnachtsschmuck prämiert – ohne Glitzer und Schnörkel. Dafür möglichst vollständig recycelbar.
Wer mit der Tradition aufgewachsen ist, kann der weihnachtlichen Stimmung nicht wirklich entrinnen. Nicht einmal im Urlaub. Wo etliche Touristen, die genau das versuchen, in Badehose oder Bikini und Weihnachtsmann-Mütze schon am frühen Nachmittag betrunken über den Strand torkeln. Wo kitschige Weihnachtslieder ohrenbetäubend laut aus allen Lautsprechern plärren. Und wo die Palmen mit weißen Wattebäuschen geschmückt sind. Der Versuch, das Weihnachtsfest vollständig zu ignorieren, mündet nicht selten in Trübsal und Selbstmitleid. Doch was spricht dagegen, das Fest wieder zu dem zu machen, wozu es ursprünglich einmal gedacht war? Zu einem ruhigen, gemütlichen und freudigen Ereignis für alle Beteiligten – ohne Zwang, ohne großes Brimborium und ohne viel Lametta.