Karneval: Verzicht auf fleischliche Gelüste...
Seit dem 15. Jh. feierte man in Venedig prachtvolle Karnevalsfeste. In Deutschland ist der Brauch seit dem 17. Jh. bekannt. Der Begriff „Karneval“ geht vermutlich auf den lateinischen Ausdruck „carne levare“ bzw. das italienische „carne vale“ zurück, was so viel bedeutet wie „die Wegnahme des Fleisches“ oder „Fleisch, lebe wohl!“. Gemeint ist der Verzicht auf Fleisch im doppelten Sinne, nämlich sowohl als Speise, als auch in Form sexueller Enthaltsamkeit.
Eine andere Deutung führt Karneval auf lat. „carrus navalis“ zurück - das Narrenschiff, das bei vielen Umzügen mitgeführt wurde. Das Narrenschiff stand seit dem frühen Mittelalter für eine vom Untergang bedrohte, verkehrte Welt und hielt der eigenen Zeit den Spiegel vor: Es steht für harsche Kritik an einer Gesellschaft, die nur der Genusssucht frönt und mit geistigen Dingen nichts mehr am Hut hat.
...und Ausbruch aus dem Joch der Obrigkeit
Der Karneval ist so eine Art befristeter Ausnahmezustand. Ein Ausbruch aus den Standesgrenzen und dem Reglement der Obrigkeit. Danach folgt eine Zeit der Besinnung. Karneval bezeichnete ursprünglich den Sonntag vor dem Aschermittwoch. Die letzte Gelegenheit vor der Fastenzeit, sich noch einmal ausschweifend zu vergnügen und ausgiebig zu essen und zu trinken. Es wurde geschlachtet und reichlich Fleisch verzehrt. Man durfte auch die übrigen verderblichen Vorräte an Fett und Eiern verbrauchen, zum Beispiel in Form des heute noch üblichen Fettgebäcks.
Auf den Straßen mischten sich dank der bunten Verkleidungen die sozialen Schichten. Bei Musik und Tanz konnten sie für kurze Zeit all die alltäglichen Zwistigkeiten, Pflichten und Sorgen vergessen. Doch die Obrigkeit beäugten die oft allzu ausgelassenen Feierlichkeiten mit Misstrauen. Sie dachte immer wieder über strengere Regeln oder gar Verbote nach, denn die Fastnacht war nach den gestrengen Sitten der Kirche „des Teufels“.