Woran erkennt man schlechten Journalismus?
Die Zeiten, in denen Zeit, Spiegel & Co. automatisch mit „gutem Journalismus“ gleichgesetzt wurden, sind vorbei. Weil einzelne Journalisten, aber auch ganze Redaktionen und die Herausgeber dahinter die Kriterien des guten Journalismus aus den Augen verloren haben. Die Gründe will ich hier nicht erläutern. Doch was macht schlechten Journalismus aus? Wie erkennt man ihn?
Schlechter Journalismus ist manipulativ und verfälscht Tatsachen
Es gibt einige Kriterien, die unmittelbar ins Auge stechen. Beispielsweise zeigt sich schlechter Journalismus darin, dass Informationen Dritter unkritisch und unkommentiert wiedergegeben werden. Schlechter Journalismus schert sich nicht um Fakten, er erfindet notfalls selber welche. Hanns Joachim „Hajo“ Friedrichs, Journalist und Moderator der Tagesthemen (†1995), brachte es auf den Punkt:
„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“
Internet-Journalismus ist oft sehr schlechter Journalismus. Aber auch analoge Medien missverstehen häufig die derzeit so angesagte Methode des Storytelling gründlich. Storytelling bedeutet, trockene Materie in nette Erzählungen zu verpacken, damit sie sich leichter lesen. Storytelling bedeutet nicht, Geschichten zu erfinden!
Schlechter Journalismus macht sich gemein mit der Sache
Viele Journalisten machen sich nur all zu gemein mit der Sache, über die sie schreiben. Sie erzählen sie so, als wären sie dabei gewesen. Und sie sind (scheinbar) überall dabei. Das geschieht oft sogar aus der tiefsten Überzeugung, unparteiisch über den Dingen zu schweben. Schlechte Journalisten halten sich für neutral, sind es aber nicht. Sind Menschen nie. Das führt zum Verlust an Empathie und verleitet zu beispielsweise zu übergriffigen Interviews, bei denen zutiefst geschockten Menschen im Angesicht traumatischer Situationen Statements entlockt (oder gar in den Mund gelegt) werden.
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