Fred_und_Wilma_Feuerstein

Männer & Frauen – zwischen Höhle und Herdfeuer

Früher war alles besser. Vor allem aber war alles einfacher. Das ist aber schon sehr, sehr lange her. Männer gingen zur Jagd. Wenn sie nach Hause kamen, saßen die Frauen bereits am Herdfeuer und suchten sich den mit der fettesten Beute aus. Kräftig musste er natürlich auch sein. Jung und knackig. Oder alt und steinreich. Die Frau durfte ruhig ein wenig üppiger gebaut sein. Auf keinen Fall zu mager. Ein gebärfreudiges Becken war von Vorteil. 

Daran hat sich bis heute geändert. Nur, dass wir Menschen heute dazu neigen, einen unglaublichen intellektuellen Überbau über unserem genetischen Erbe zu errichten. Das macht die einfachsten Dinge der Welt zu einer ungeheuer komplizierten Angelegenheit.

Nichts neues seit dem Pleistozän

Dass sich im Wesentlichen nichts geändert hat, merkt man daran, dass Männer heute noch extrem potenzfixiert sind. Früher war der schärfste Speer ein gängiges Symbol für Manneskraft, heute tut es auch ein iPhone oder ein BMW. Am besten beides. Früher brachten die Urgewalten natürlicher Ausdünstungen jede Frau in Wallung. Heute kommt flüssiger Amber in solchen Mengen zum Einsatz, dass man damit einen Iltis für mehrere Stunden narkotisieren könnte. Ganz zu schweigen von den Statussymbolen der niederen Arten. Die sich derart mit Goldkettchen, Marken-Labels und sonstigem billigen Tand behängen, dass es einem Stammeshäuptling die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.

Von den Eigenarten weiblicher Artgenossinnen gibt es Ähnliches zu berichten. Es ist immer zu viel oder zu wenig. Aber viele lassen die Naturgegebenheiten heute nacharbeiten und stellen ihre Mitgift auf dem Jahrmarkt der Peinlichkeiten derart wohlfeil zur Schau, dass man denken könnte, die Zeit sei seit dem Pleistozän vollkommen stehen geblieben. Wenn Sie aber erst einmal begriffen haben, dass sich hinter dieser ach so kultivierten Fassade auch nur ein Neandertaler verbirgt, ist plötzlich alles wieder ganz einfach.

Der Jäger

Zum Beispiel wenn Sie mit Ihrem Mann ins Restaurant gehen. Beim Blick in die Karte erspäht er in Sekundenschnelle die fette Beute. Er zögert keinen Augenblick, prescht los, um sie zu erlegen. Weil er aber nach einigen Tausend Jahren Domestizierung unglaublich kultiviert ist, zögert er seine Jagdgelüste hinaus. Wenigstens so lange, bis Sie - die Sammlerin – sämtliche Gerichte ausführlich studiert haben. Nebst den jeweiligen Garmethoden und Zutatenlisten. Uum dann noch eine Weile mit ihm darüber zu diskutieren, für welche von den drei erlesenen Speisen Sie sich nun entscheiden sollten. 

Wenn er das Spiel beherrscht, wird er zumindest so tun, als würde er wirklich darüber nachdenken, bevor er Ihnen die Karte aus der Hand reißt, um seinen Jagdgehilfen - den Kellner – aufzuscheuchen. Und - wie bereits angedeutet: Männer mögen Frauen mit Appetit. Unlustiges Herumknabbern an Salatblättern wird vom Bauchgehirn eher selten mit dem dort seit Urzeiten abgespeicherten Idealtypus in Verbindung gebracht.

Der Höhlenbewohner

Es gibt nur zwei Orte, an denen Sie ihn antreffen: Auf der Jagd oder in seiner Höhle, um sich von der Jagd zu erholen. An keinem dieser Orte sollte frau den Jäger stören. Unter gar keinen Umständen. Ansonsten kann er nämlich richtig ungemütlich werden. Lassen Sie ihn einfach in seiner Höhle vor sich hinschmoren, bis er von selber wieder heraus kommt. Das kann manchmal den ganzen Winter dauern. Aber Sie haben ja auch so genug zu tun. Zum Beispiel Schnäppchenjagen auf Ebay, Sammeln neuer Kochrezepte, Erfahrungsaustausch mit anderen Sammlerinnen, Telefonieren, Chatten…

Zwischen Höhle und Herdfeuer

Erschrecken Sie nicht: Wenn der Jäger wieder aus seiner Höhle heraus kommt, kann es passieren, dass er spricht. Das gesprochene Wort war ein Quantensprung in der Evolution des Mannes. Frau wurde ja bereits mit dem Wörterbuch erschaffen. Neuere Studien meinen allerdings, das sei ein Vorurteil und behaupten doch tatsächlich: Jäger und Sammlerinnen sprechen ungefähr gleich viel. Nur eben nicht unbedingt die gleiche Sprache. 

Der Jäger spricht nicht über sein Problem. Er geht in seine Höhle, denkt nach und löst das Problem. Die Sammlerin dagegen redet gerne über ihre Sorgen. Sie verringert ihren Leidensdruck durch Plappern. Schon haben wir ein bedauerliches Missverständnis: Frau denkt laut. Mann meint, er muss ihr Problem lösen und gibt kluge Ratschläge. Frau ist beleidigt.

Beispiel zwei: Mann hat sich aus seiner Höhle heraus ans Herdfeuer bewegt und sitzt schweigend am Küchentisch. Das ist ein sicheres Zeichen seiner Zuneigung. Frau ist beleidigt. Weil ihre Gene nun einmal so beschaffen sind, dass sie nur Worte oder meinetwegen auch Grunzlaute als echtes Zeichen der Zuneigung deutet. Sie kontert mit einem Redeschwall. Ein sicheres Zeichen ihrer Zuneigung. Mann ist beleidigt und verzieht sich in seine Höhle.

Was lernen kultivierte Männer mit einer gewissen Lebenserfahrung daraus?

1. Lass sie plappern.

2. Sie meint ohnehin nicht das, was sie sagt.

3. Interpretiere alles zu Deinen Gunsten.

Und Frauen?

1. Frag ihn nie nach seiner Meinung, außer Du möchtest das letzte Club-Spiel diskutieren.

2. Hoffentlich kommt er so schnell nicht wieder aus seiner Höhle raus.

3. Ob die Versteigerung bei Ebay wohl noch läuft?